Wie bereite ich mich optimal auf die Begutachtung vor?

De richtige Vorbereitung zum Begutachtungstermin ist entscheidend

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Den MDK Besuch optimal vorbereiten

Wie läuft die Pflegegrad-Begutachtung ab?

Mit einer gründlichen Vorbereitung und einer realistischen Darstellung des Pflegealltags erhöhen Sie die Chancen, eine gerechte Einstufung zu erhalten. Nutzen Sie dabei unsere Erfahrungen und hilfreichen Tipps, um den Begutachtungstermin erfolgreich zu meistern.

1. Einen für Sie optimalen Zeitpunkt festlegen

Nach der Antragstellung auf Pflegeleistungen wird Ihnen der MD (Medizinische Dienst) oder Medicproof (bei Privatversicherten) einen Begutachtungstermin vorschlagen. Prüfen Sie sorgfältig, ob der vorgeschlagene Zeitpunkt für Sie geeignet ist. Planen Sie den Termin so, dass Sie ausreichend Zeit und Ruhe haben, um sich gründlich vorzubereiten und während der Begutachtung nicht unter Zeitdruck zu geraten. Sollte der Termin für Sie ungünstig sein, können Sie ihn einmal oder sogar zweimal verschieben, ohne dass dies negative Konsequenzen hat. Sie sind jedoch verpflichtet, bei der Terminfindung kooperativ zu sein.

2. Wichtige Unterlagen zusammenstellen

Sammeln Sie vorab alle relevanten Dokumente wie Arztberichte, Verordnungen, Medikamentenpläne, Entlassungsberichte und gegebenenfalls Röntgen- oder MRT-Bilder. Machen Sie Kopien dieser Unterlagen, damit Sie bei Bedarf schnell darauf zugreifen können. Notieren Sie auch Details zu Pflegehilfsmitteln wie Rollatoren oder Inkontinenzprodukte. Listen Sie die behandelnden Ärzte sowie vergangene Arzttermine und Behandlungen auf.

3. Mit Begutachtungskriterien vertraut machen

Der Gutachter beurteilt den Pflegebedarf anhand eines gesetzlich vorgegebenen Fragenkatalogs. Es ist hilfreich, sich mit diesen Kriterien vorab vertraut zu machen. Nutzen Sie hierfür ein Pflegetagebuch, in dem Sie den Pflegebedarf detailliert dokumentieren. Mithilfe eines Pflegegradrechners können Sie bereits im Vorfeld eine Einschätzung vornehmen.

4. Die pflegebedürftige Person vorbereiten

Zeigen Sie dem Gutachter den realistischen Pflegealltag. Es ist wichtig, dass die Situation nicht geschönt wird. Wenn die pflegebedürftige Person üblicherweise Hilfe beim Anziehen benötigt, sollte sie den Gutachter beispielsweise in Alltagskleidung empfangen. Ehrlichkeit ist essenziell – auch bei unangenehmen oder peinlichen Themen. Nur so kann der Gutachter ein realistisches Bild gewinnen. Vermeiden Sie es, dass die pflegebedürftige Person sich unter Druck setzt, um besonders selbstständig zu wirken. Dies kann zu einem verfälschten Eindruck führen.

5. Beginn der Begutachtung erst, wenn alle anwesend sind

Warten Sie mit der Begutachtung, bis alle Beteiligten anwesend sind – insbesondere die Hauptpflegeperson und die Vertrauensperson der pflegebedürftigen Person. Lassen Sie den Pflegebedürftigen nicht alleine mit dem Gutachter.

6. Sicherstellen, dass alle Kriterien behandelt werden

Die Begutachtung dauert in der Regel weniger als eine Stunde, obwohl der Gutachter 64 Kriterien bewerten muss. Oft arbeitet der Gutachter mit Suggestivfragen oder zieht Rückschlüsse aus seinen Beobachtungen. Achten Sie darauf, dass keine wichtigen Punkte übersehen werden, und ergänzen Sie bei Bedarf.

7. Den Pflegebedürftigen nicht übermäßig schützen

Auch wenn es unangenehm ist: Der Gutachter muss sich ein genaues Bild verschaffen, beispielsweise durch Beobachtung von alltäglichen Handlungen wie dem Gang zur Toilette. Verzichten Sie darauf, den Pflegebedürftigen zu sehr zu unterstützen, außer es besteht eine Gefährdung.

8. Verschlechterungen genau schildern

Wurde gefragt, ob sich der Gesundheitszustand verschlechtert hat? Antworten Sie nur mit „Ja“, wenn dies der Wahrheit entspricht. Beschreiben Sie die Veränderungen präzise, um Missverständnisse zu vermeiden. Eine unüberlegte Antwort kann dazu führen, dass rückwirkende Ansprüche abgelehnt werden.

9. Gespräch unter vier Augen nutzen

Als Hauptpflegeperson haben Sie die Möglichkeit, den Gutachter alleine zu sprechen. Nutzen Sie diese Gelegenheit, um sensible Themen wie Inkontinenz oder Demenz offen anzusprechen und Eindrücke des Gutachters gegebenenfalls zu korrigieren.

10. Vor dem Ende alles überprüfen

Gehen Sie am Ende der Begutachtung Ihre Notizen durch und prüfen Sie, ob alle relevanten Bereiche besprochen wurden. Falls etwas übersehen wurde, sprechen Sie es direkt an, bevor der Gutachter geht.

Wichtige Informationen vor der Begutachtung

Die Beurteilung des Pflegebedarfs wird individuell auf die Situation des Pflegebedürftigen abgestimmt und basiert auf einer sorgfältigen Einschätzung durch den MDK. Das bedeutet, dass die Pflegekasse bei Behinderungen oder spezifischen Krankheitsbildern keine allgemeingültigen Standards für den Pflegebedarf festlegt. Für die Begutachtung sind ausschließlich qualifizierte Fachkräfte zuständig, wie speziell ausgebildete Ärzte oder Pflegeexperten. Angehörige oder der Pflegebedürftige selbst haben keinen Einfluss auf die Wahl des Gutachters. Diese Entscheidung hängt davon ab, ob eher pflegerische oder medizinische Fragestellungen geklärt werden müssen. Der Gutachter wird einen Termin für einen Hausbesuch mit dem Pflegebedürftigen oder einem Angehörigen vereinbaren. Der Grund dafür ist, dass die häusliche Umgebung maßgeblich dabei hilft, den Umfang der benötigten Unterstützung im Alltag zu bestimmen. Zudem wird der Gutachter Empfehlungen zu möglichen Umbaumaßnahmen in der Wohnung oder zu notwendigen medizinischen Hilfsmitteln aussprechen.